Wechselwirkungen kennenlernen und berücksichtigen, Krebstherapie optimieren

Verantwortliche Personen:
AG Kroiß/Fassnacht, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie, Universitätsklinikum Würzburg
AG Fuhr, Zentrum für Pharmakologie, Universitätsklinikum Köln
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Team

Das interdisziplinäre Forscherteam der Endokrinologie kooperiert in diesem Projekt mit Spezialisten für Pharmakologie der Uniklinik in Köln. Die Zusammenarbeit war bereits in einem vorangehenden Projekt sehr erfolgreich und soll nun fortgesetzt werden.

Motivation und Innovation der Arbeitsgruppe

Das Nebennierenkarzinom ist eine äußerst seltene Tumorerkrankung. Viele Patientinnen und Patienten sind jung. Die bisherige Therapie ist nicht zufriedenstellend. Matthias Kroiß erklärt: „Das einzige zugelassene Medikament bei fortgeschrittenem Nebennierenkarzinom ist Mitotane. Diese Tablettentherapie hat jedoch schwerwiegende Nebenwirkungen, die Tumorerkrankung spricht nur in der Minderheit der Fälle an – und sie stört andere medikamentöse Therapien vermutlich massiv. Das müssen wir besser verstehen“.

Welche Ziele verfolgt das Projekt?

Die neuartigen Möglichkeiten der molekularen Diagnostik und die Entwicklung zielgerichteter Therapien führen dazu, dass in Zukunft wahrscheinlich ein größerer Teil der Patientinnen und Patienten mit Nebennierenkarzinom zusätzlich zu Mitotane eine molekular zielgerichtete Therapie erhalten könnte. Aus früheren Untersuchungen wissen wir: Die Einnahme von Mitotane kann offenbar dazu führen, dass andere Medikamente, die gleichzeitig oder selbst viele Monate nach Mitotane verabreicht werden, verminderte Wirkkonzentrationen erreichen, womit auch ihre Wirkung vermindert oder sogar aufgehoben ist. Uwe Fuhr: „Wir wollen in Erfahrung bringen, wie stark die Veränderung des Arzneimittelstoffwechsels durch Mitotane im Zeitverlauf ist und welche Medikamente davon betroffen sind.“

 

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„Wir wollen in Erfahrung bringen, wie stark die Veränderung des Arzneimittelstoffwechsels durch Mitotane im Zeitverlauf ist und welche Medikamente davon betroffen sind.“

 

Was ist der Ansatz des Forschungsprojektes?

In Würzburg betreiben wir eines der größten Zentren weltweit, das sich um die Behandlung von Patienten mit Nebennierenkarzinom kümmert. Dies wird ergänzt durch ein breites Forschungsprogramm, für das wir unter anderem auf moderne massenspektrometrische Analytik zurückgreifen können. Es soll hier untersucht werden, welche für die Verstoffwechslung von Medikamenten verantwortlichen Enzyme durch Mitotane verändert werden. Dazu werden bei 16 Patienten, die eine Therapie mit Mitotane beginnen, geringe Mengen anderer Arzneimittel in nicht therapeutisch wirksamen Dosen verabreicht und durch regelmäßige Blutkonzentrationsbestimmungen die Verstoffwechslung dieser Substanzen vor und während der Einnahme von Mitotane bestimmt. Parallel wird Mitotane im Blut gemessen, so dass die Wechselwirkungen direkt beobachtet werden können.

 

 

Welche Krebserkrankung soll behandelt werden?

Das seltene Nebennierenkarzinom.

 

Warum soll das Forschungsprojekt unterstützt werden?

Es besteht seitens der pharmazeutischen Industrie immer noch geringes Interesse, seltene Tumorerkrankungen zu untersuchen, weil dies häufig wirtschaftlich nicht attraktiv ist. Wir schlagen eine anspruchsvolle Arzneimittelstudie vor, die aufgrund der Seltenheit der Erkrankung nur an wenigen Zentren weltweit durchgeführt werden kann und zusätzlich besondere Expertise in Arzneimittelforschung erfordert, die in dieser Zusammenarbeit mit der Universität Köln in einzigartiger Weise möglich ist. Die Ergebnisse würden uns ermöglichen, zusätzlich zu Mitotane weitere Arzneimittel in einer geeigneten Dosierung zu verabreichen, die die Wirkung von Mitotane auf den Arzneimittelstoffwechsel berücksichtigt.

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