GLOW: Für andere da sein ohne sich selbst zu verlieren-Reduktion von Fürsorgemüdigkeit im Ehrenamt

Team
Das Team von Komplementäre Onkologie Integrativ unter der Leitung von PD Dr. med. Claudia Löffler besteht derzeit aus 2 Sportwissenschaftlerinnen, einer Ernährungswissenschaftlerin und 2 Pflegekräften. Gemeinsam machen sie sich in der Patientenversorgung und der Forschung stark für den Aufbau von Ressourcen zur Bewältigung einer Krebserkrankung. Dazu gehören ein gesundheitsförderlicher Lebensstil (Ernährung, Sport, Stressmanagement), aber auch der Aufbau von Gesundheitskompetenz im Hinblick auf das integrativmedizinische Management von Akut- und Spätfolgen der Krebstherapie (Empowerment).

Abbildung 2: Für andere da sein ohne sich selbst zu verlieren
PD Dr. Löffler macht sich gemeinsam mit den LeiterInnen der Selbsthilfegruppen der FSH e.V. Baden-Württemberg/Bayern, des Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs e.V., der Deutschen ilco e.V. und dem Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. für Resilienz im Ehrenamt stark.
Motivation und Innovation
Angehörige der Gesundheitsberufe (Health care professionals/HCPs) arbeiten für das Wohlergehen der Menschen, doch paradoxerweise wird ihr eigenes Wohlbefinden durch die hohen Anforderungen des Berufs häufig beeinträchtigt. Die stetig steigende Arbeitsbelastung, herausfordernde Technologien und höhere Erwartungen an Effizienz und Produktion fordern Angehörige der Gesundheitsberufe mit hoher Verantwortung in der Patientenversorgung in besonderem Maße. Gleichzeitig sind unterstützende Ressourcen für HCPs nicht im gleichen Ausmaß vorhanden oder ausgebaut worden, was zu chronischem Stress führt und zu einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen und im Speziellen Burnout beiträgt. Eine weitere Herausforderung, mit der HCPs konfrontiert sind, ist die emotionale Erschöpfung, die bei der Betreuung von Patienten entstehen kann und die von Wissenschaftlern als "compassion fatigue" (Fürsorgemüdigkeit) oder auch empathischer Distress bezeichnet wird. Sie kann dadurch entstehen, wenn man sich in die Situation von PatientInnen, in ihre Sorgen und Beschwerden einfühlt, um sie bestmöglich zu begleiten.
In einer nicht identischen, aber doch in Teilen vergleichbaren Situation befinden sich GruppenleiterInnen, die sich in der ehrenamtlichen Selbsthilfe engagieren. Sie stehen vor der großen Herausforderung empathisch und präsent für ihre Gruppenmitglieder da zu sein. Betroffene fangen Neuerkrankte auf, informieren und begleiten sie in der Betroffenenkompetenz. In dieser Kompetenz blickt jede Gruppenleitung immer wieder auf ihre eigene Geschichte zurück und wird durch die Gespräche in der Gruppe immer wieder auch an eigene leidvolle Erfahrungen erinnert.
Im Jahr 2018 hat eine Forschungsgruppe um Kristin Neff, eine Professorin für Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung an der University of Texas in Austin ein strukturiertes Intensiv-Programm speziell für Gesundheitsberufe entwickelt, dass sich in Studien als effektiv erwiesen hat, diesen Belastungen von HCPs vorzubeugen. Das „Self-compassion in healthcare communities/SCHC“ -Programm. Im Gegensatz dazu wurde bislang nicht untersucht, ob vergleichbare Programme für Leiter von Selbsthilfegruppen als ebenso hilfreich wahrgenommen werden. Diese Ausgangssituation verstehen wir als Auftrag für unser Forschungsprojekt. Wir möchten die Übertragbarkeit der Wirkung des adaptierten SCHC-Programmes auf das Selbstmitgefühl und die Belastungssituation von GruppenleiterInnen in der Krebs-Selbsthilfe untersuchen.
„Die Selbsthilfe leistet einen so wichtigen Beitrag für unsere PatientInnen und unterstützt in ein Leben trotz Krebs zurückzufinden. Werkzeuge zu schaffen, die gut skalierbar und leicht zugänglich sind, um engagierte GruppenleiterInnen vor möglichen Belastungen durch ihr Ehrenamt zu schützen, ist uns daher eine echte Herzensangelegenheit.“
- Claudia Löffler, Projektleitung.

Abbildung 3: Curriculum Mindful-Self-Compassion in Healthcare Communities
Selbstmitgefühl könnte eine wertvolle Ressource für ehrenamtliche Gruppenleiter sein, die mit den Anforderungen ihrer Aufgabe kämpfen. Selbstmitgefühl ist erlernbar und wird seit inzwischen über 20 Jahren in strukturierten Programmen unterrichtet, die auf die 3 Kernkomponenten „Freundlicher Umgang mit sich selbst“ (Self-Kindness), „Achtsamkeit“ (Mindfulness) und „Gemeinsames Menschsein“ (Common Humanity) fokussieren
Welche Ziele verfolgt das Projekt?
Die geplante Intervention soll auf ihre Wirksamkeit im Hinblick den Aufbau der Ressource Selbstmitgefühl untersucht werden, um aktive Begleitern Krebsbetroffener vor Burnout zu schützen. Mitfühlend zuzuhören ohne mit zu leiden, erfordert besondere „Werkzeuge“, die die Selbsthilfe-Aktiven darin unterstützen sollen, sich regelmäßig zu stärken, um nicht so schnell überbelastet und in Notsituationen gewappnet zu sein. In 6 Terminen, die wöchentlich online stattfinden (jeweils 90 min) werden mit 2 Achtsamkeitslehrern für SCHC gut abrufbare und unterstützende formelle und informelle Interventionen geübt.
Um die Wirksamkeit und den Effekt besser zu verstehen und fortlaufend anzupassen, soll das Projekt wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden. Neben der Variable Selbstmitgefühl (gemessen mit der „Selbstmitgefühls-Skala“, SCS-D) sind mehrere sekundäre Endpunkte von Interesse. Zur Messung der Fürsorgemüdigkeit, des sekundären traumatischen Stresses und des Burnoutrisikos soll die „Compassion Satisfaction Subscale der Professional Quality of life Scale“ (PROQoL) Verwendung finden. Ergänzend sollen die Ängste vor Mitgefühl mit der „Fears of compassion scale“ (FCS) analysiert werden. Das Mitgefühl für Andere soll mit Hilfe der „Compassion for others Scale“ (COS-7) quantifiziert werden. Zur Messung von psychosozialer Belastung und Stressempfinden sollen der „Gesundheitsfragebogen für Patienten“ (PHQ4) und die „perceived stress scale“ (PSS-10) verwendet werden. Zur Quantifizierung der Variablen Selbstwirksamkeit und Resilienz werden der Bogen zur Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) und die Brief Resilience Scale (BRS) zur Anwendung kommen. Achtsamkeit wird mit dem Five Facet Minsfulness Questionnaire“ (FFMQ) erfasst werden.
Bei Bestätigung der Studienhypothese soll das Projekt dann auch anderen Selbsthilfegruppen vorgestellt werden, damit möglichst viele Selbsthilfeaktive profitieren können.
Warum soll das Forschungsprojekt unterstützt werden?
Mit dem GLOW-Projekt können wir einen wichtigen Beitrag leisten, damit engagierte Menschen im Ehrenamt weiter leuchten können, ohne zu verbrennen.