FREE-AI: Therapeutisches Fasten nach Brustkrebs zur Symptomkontrolle unter Aromatase Inhibitoren
Dieses Projekt wurde 2024 von der Stiftung "Forschung hilft" mit 8.000 Euro gefördert.
Team
Das Team von Komplementäre Onkologie Integrativ unter der Leitung von PD Dr. med. Claudia Löffler besteht derzeit aus 2 Sportwissenschaftlerinnen, einer Ernährungswissenschaftlerin und 2 Pflegekräften. Gemeinsam machen sie sich in der Patientenversorgung und der Forschung stark für den Aufbau von Ressourcen zur Bewältigung einer Krebserkrankung. Dazu gehören ein gesundheitsförderlicher Lebensstil (Ernährung, Sport, Stressmanagement), aber auch der Aufbau von Gesundheitskompetenz im Hinblick auf das integrativmedizinische Management von Akut- und Spätfolgen der Krebstherapie (Empowerment).
Motivation und Innovation
Weltweit ist Brustkrebs die am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung und die häufigste Todesursache der Frau. Patientinnen nach einer Brustkrebserkrankung können ihr Risiko für einen Rückfall jedoch durch die Einnahme von z.B. Aromatase-Inhibitoren reduzieren. Allerdings sehen sich viele Patientinnen aufgrund von Nebenwirkungen nicht in der Lage die mehrjährige Therapie konsequent durchzuführen. Die häufigsten Nebenwirkungen von Aromatasehemmern (bis zu 74%) sind die so genannten Aromatasehemmer-induzierte Arthralgie (AIA) bzw. die Aromatasehemmer-induzierten muskuloskelettalen Symptome (AIMSS). AIMSS/AIA können sich individuell sehr unterschiedlich präsentieren. Betroffene Frauen berichten am häufigsten über beidseitige Schmerzen der Finger- und Handgelenke mit Morgensteifigkeit. Die Beschwerden können aber auch denen eines Karpaltunnelsyndroms mit verminderter Greifkraft oder auch einer Fibromyalgie mit ausgedehnten Schmerzen und Steifigkeit der gesamten Körpermuskulatur ähneln. Diese Symptome verursachen eine schlechte Therapieadhärenz und belasten die Lebensqualität nachvollziehbar. Von allen bösartigen Krebserkrankungen führt Brustkrebs aufgrund der Langzeitfolgen durch die Erkrankung und Therapie auch am häufigsten zur Arbeitsunfähigkeit.
Diese Ausgangssituation verstehen wir als Auftrag für unser bizentrisches Forschungsprojekt mit dem Robert-Bosch – Health Campus Tübingen/Stuttgart in Kooperation mit der Charité. Vorarbeiten des Forschungskonsortiums konnten zeigen, dass Schmerzen z.B. bei Rheuma oder auch bei Fibromyalgie gut auf therapeutisches Fasten ansprechen. Bei AIMSS/AIA wurde diese Art der Ernährungstherapie bisher nicht untersucht. In einer explorativen Studie soll daher analysiert werden, ob traditionelles Fasten über 7 Tage gefolgt von einer pflanzlich betonten Ernährung für Patientinnen unter endokriner Therapie mit Aromatasehemmern machbar ist und zu einer Linderung von Beschwerden im Rahmen von AIMSS/AIA führen kann. Außerdem soll eine qualitative Begleitstudie förderliche und hinderliche Faktoren für die Implementierung untersuchen. Patientinnen werden durch die Studie durch ein digitales Patiententagebuch (StudyU App) begleitet.
"Ernährung kann wie ein Medikament wirken. Ich bin überzeugt davon, dass wir mit Ernährungsinterventionen, die auf die jeweilige Situation der Patientinnen und Patienten zugeschnitten sind, nachhaltige Erfolge erzielen können."
- Claudia Löffler, Projektleitung.
Durch das Online-Format können auch Patientinnen aus ländlichen Regionen teilnehmen und für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden aktiv werden.
Welche Ziele verfolgt das Projekt?
Die geplante Intervention soll erste Erkenntnisse zum Einsatz von prolongiertem therapeutischem Fasten begleitend zur endokrinen Therapie auf die Entwicklung von AIMSS/AIA liefern. Konkret möchten wir erfahren, ob durch die Intervention die Schmerzen im Rahmen von AIMSS/AIA reduziert werden können. Wir möchten aber auch verstehen wie Patientinnen die Fastenerfahrung und auch die Ernährungsumstellung erleben, welche Faktoren förderlich und hinderlich sind. Wir möchten ferner untersuchen, ob sich das Befinden und die individuelle Symptomlast im Hinblick auf Symptome über AIMSS/AIA hinausgehend verbessern (konkret erfassen wir z.B. die Auswirkungen auf Fatigue, auf den Schlaf, auf die Körperzusammensetzung, den Blutdruck, den Fettstoffwechsel und die Blutzuckerregulation und auf die Variablen Achtsamkeit und Aufmerksamkeit).
Sollte sich die Intervention als machbar und effektiv erweisen, sollen diese Effekte in einer groß angelegten und multizentrischen Folgestudie weiter evaluiert werden. Daher soll bereits im Rahmen der aktuellen Studie überprüft werden, welche Messinstrumente für die Erfassung der Beschwerden am besten geeignet wären. Dies ist deswegen von Bedeutung, da es bislang kein speziell für AIMSS/AIA validiertes Messinstrument gibt.
Ansatz des Forschungsprojektes
In den letzten Jahrzehnten ist das Fasten immer stärker in den wissenschaftlichen Fokus gekommen. Einerseits wurden in wenigen Jahren einige der zugrundeliegenden physiologischen Mechanismen, wie z.B. die Autophagie, ausführlich erforscht und hochrangig publiziert. Andererseits stellt Fasten auch eine einfach handhabbare, mit den meisten medikamentösen Therapien kompatible, wenig riskante und doch effektive Möglichkeit dar, um Patienten selbstbestimmt an der Therapie mitwirken zu lassen (Empowerment). Zusätzlich bietet das Fasten die Möglichkeit einer Lebensstilmodifikation, was insgesamt zu einer Verbesserung der Prognose führen kann.
Die FREE-AI Studie untersucht eine patientenzentrierte Intervention, die Patientinnen darin unterstützen soll, selbst aktiv zu werden. Durch die Fastenintervention mit anschließender Ernährungsumstellung bekommen die Patientinnen selbst Werkzeuge in die Hand, die dazu beitragen sollen, die Therapieadhärenz und damit den Therapieerfolg zu erhöhen
Welche Krebserkrankung soll behandelt werden?
Patientinnen mit Brustkrebs, die sich einer adjuvanten Therapie mit Aromatasehemmern unterziehen und unter den Symptomen von AIA/AIMSS leiden mit einer Schmerzstärke von 4 oder mehr auf einer Skala von 0 (keine Schmerzen) bis 10 (stärkster vorstellbarer Schmerz).
Warum soll das Forschungsprojekt unterstützt werden?
Die Intervention besitzt das Potential die Chancen auf Erkrankungsfreiheit von Patientinnen nach Brustkrebs durch eine Steigerung der Therapieadhärenz deutlich zu verbessern und leistet einen wichtigen Beitrag zur integrativ-onkologischen Versorgungsforschung.